Was ist Altbau

und was macht ihn so besonders?

Charakter. Flair. Eine Reise in die Vergangenheit. Wer in einem Altbau lebt, kann tief in vergangene Epochen eintauchen. Die Emotion spüren und jeden Tag die Seele des Hauses, des Gartens und den Zeitgeist erleben. Für uns ist es eine echte Herzensangelegenheit, diese Zeitgeister zu erwecken. Doch was ist Altbau eigentlich genau und was macht ihn so faszinierend?
Was ist Altbau

Was ist Altbau?

Eine exakte Definition von Altbau existiert bislang nicht. Der Duden beschreibt ihn schlicht als „älteres, vor einem bestimmten Zeitpunkt fertiggestelltes Gebäude“. Wikipedia bezeichnet ihn als „ein Wohngebäude überwiegend aufgrund seiner Beschaffenheit und der während bestimmter Zeitperioden üblichen Bauweise“. Deshalb gelten Bauten von klassizistischer Villa über Gebäude der Gründerzeit oder des Jugendstils bis zu Häusern der frühen Moderne heute als Altbau. Neben hohen Decken, großen Fenstern, Ornamenten, Stuck und Dielenböden als typische Altbau-Merkmale reflektiert die Bauweise den Zeitgeist der jeweiligen Epoche.

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Wie definieren wir Altbau für uns und was macht ihn so faszinierend?

Wir verstehen unter Altbau grundsätzlich Gebäude, die vor dem Jahr 1945 errichtet wurden. In denen schon zwei oder mehr Generationen gelebt haben. In denen der Geist vergangener Tage zu spüren ist. Und in denen man noch Geheimnisse lüften kann.

Den Schwerpunkt unserer Arbeit legen wir auf Häuser von etwa 1750 bis zur Vorkriegszeit – von Klassizismus bis zur frühen Moderne. Die Seele dieser Bauten mitsamt ihren Grundstücken zu erhalten und diese gleichzeitig an die Bedürfnisse ihrer Bewohner anzupassen, ist für uns eine Herzensangelegenheit. Deshalb nehmen wir gerne die Herausforderung an, mit Bestehendem zu arbeiten, alte Baumaterialien möglichst aufzuarbeiten und dadurch den Charakter eines Hauses hervorzuheben.

Zeitreise der Epochen: Die Seele des Altbaus im Wandel

Ob aus der Ferne betrachtet oder von innen: Jeder Altbau versprüht sein eigenes Flair und ist Zeitzeuge der Geschichte. Geprägt von seiner Epoche und aufgeladen mit den Emotionen seiner Bewohner. Begeben wir uns auf eine Zeitreise vom 18. Jahrhundert bis in die Moderne.

Klassizismus: Sachliche Zurückhaltung im 18. Jahrhundert

Noch heute kann man die erhabene Schlichtheit eines klassizistisch geprägten Altbaus von 1774 zelebrieren. Sachlichkeit, Vernunft und Verstand trieben die Menschen zu dieser Zeit an. Die verspielten Verschnörkelungen des Rokokostils weichen zu dieser Zeit dem Prachtvollen, aber Prunklosen. 

Der Klassizismus wirkt zurückgenommen und fokussiert auf das Wesentliche und schafft Klarheit durch geometrische Strukturen, klare Linien und simple Formen. Inspiriert von archäologischen Ausgrabungen antiker Bauwerke hebt sich dieser Altbau-Stil deutlich von vorangegangenen Epochen ab. Pyramiden, Kreise, Rechtecke, Dreiecke und Säulen gelten als typische Merkmale des Klassizismus.

In solch einem Altbau liegen Klarheit und Souveränität förmlich in der Luft. Man wird durchströmt von ihr, wenn man nur einen kurzen Moment innehält und das Gebäude auf sich wirken lässt.

Historismus: Der pompöse Wirbel der Industrialisierung

Deutlich weniger ordentlich und strukturiert geht es 80 Jahre später zu. Die industrielle Revolution schnauft nach neuen Gebäuden für Bahnhöfe, für Fertigungsstätten und als Wasserspeicher, während das wohlhabende Bürgertum nach repräsentativen Eigenheimen lechzt. 

Repräsentativ bedeutet zu Zeiten des Historismus vor allem schlossähnliche Bauten mit viel Pomp. Der aufgekommene Horror vacui führt zu abwechslungsreichen Fassaden, die das Aufeinandertreffen historischer Stile auf das Lebensgefühl der Gründerzeit widerspiegeln. Während des Baubooms werden Wandflächen deshalb bedenkenlos mit vorgefertigten Stuckelementen aus Romantik, Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko verziert.

Sonnige Nachmittage verbringt das Bürgertum in der eigenen Parkanlage. Dort bestaunt man gemeinsam mit Gästen die üppige Blütenpracht exotischer Pflanzen, zeigt stolz das viktorianische Gewächshaus und schlendert genüsslich am Ufer des eigenen Teichs entlang.

Jugendstil: Fantasievoll bis ins kleinste Detail

Genug von Massenproduktion und zur Schau gestellter Extravaganz des gehobenen Bürgertums – und hin zu schwungvollen Formen und Pastellfarben. Diese sind typisch für einen Altbau im Jugendstil. Sie erwecken auf Anhieb einen verspielten und herzlichen Eindruck gewürzt mit einer Prise Fantasie. So garnieren florale Ornamente und fließende Linien Sandsteinfassaden und auf schwungvollen Bögen blicken Fabelwesen in die Ferne.

Diese neue Leichtigkeit entstand aus der wachsenden Ablehnung des Historismus. Die Haltung: Industriell hergestellte Massenprodukte ließen kaum Individualität zu. Als Gegenentwurf zur industriellen Durchdringung der Gesellschaft ist der Jugendstil deshalb von der Natur inspiriert. Bei einem Jugendstil-Altbau trägt jedes Detail zu einem lebhaften Gesamtbild bei, das den Zweck des Gebäudes bereits durch die Fassadengestaltung verrät – ein Zeichen für den angestrebten Einklang von Funktionalität und Design.

Unser subjektiver Eindruck ist eindeutig: Jugendstil-Altbauten sind schlichtweg Kunstwerke, die ihre Besucher schon an der Pforte abholen und bei jedem Schritt von der Lebensart des frühen 20. Jahrhunderts erzählen.

Art Déco: Eleganter Luxus der Moderne

Ein paar Jahre später: Zwischen Weltkrieg und Wirtschaftskrise waren die Goldenen Zwanziger geprägt von Aufbruchsstimmung. Eine entfesselte Gesellschaft feierte und richtete ihren Blick nach vorne. Dieser Wandel ist auch in der Architektur spürbar, denn die Schwünge des verspielten Jugendstils sind inzwischen dem Glamour des Art déco gewichen. 

Die zeitgemäße, klare Liniensprache voller Symmetrie und abgestufter Elemente zeigt starke Kontraste. Farben, Formen und Materialien zeigen dem Jugendstil im wahrsten Sinne des Wortes klare Kante. Dahinter steckte jedoch weder eine bestimmte Schule oder Künstlergruppe noch ein Dogma, denn letztlich entstand Art déco als Ergebnis aus der Konkurrenz historischer und moderner Stile.

Eine typische Situation in einem Altbau aus dieser Zeit zeigt Barwagen aus Messing, die über Mahagoniparkett rollen und die auf Samtsofas sitzenden Gäste versorgen.

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Quelle: Ruben Hansen auf Unsplash

Altbau lässt die Geschichte wieder aufleben

Weshalb wir lieber aufwendig einen Altbau sanieren, das Grundstück gestalten und die Räume mit Augenmaß ausstatten? Wenn Sie mit uns die kleine Zeitreise begangen haben, dann ahnen Sie es bestimmt schon. Jeder Altbau erzählt seine eigene Geschichte voller Emotionen. Der Feingeist möchte diese Geschichte wahrnehmen, erleben, wertschätzen – und fortsetzen. Genau für diese Fortsetzung arbeiten wir jeden Tag. 

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Quelle: Cristina Pop auf Unsplash

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