SALON-

GESPRÄCHE

Mit Karl Preiser von LEHM360

Karl Preiser

Karl Preiser befasst sich intensiv mit dem Thema Lehm. Das ist besonders interessant für die Sanierung von Altbauten. In diesem Salongespräch teilt er seine Faszination, gelungene Projekte und was er sich für die Zukunft seiner Branche wünscht.

1. Hallo Karl, mit wem haben wir es denn hier zu tun? Mit wem bist du auf der Baustelle oder im Büro zu finden?

Mein Name ist Karl Preiser und ich bin Betriebsleiter der LEHM360. Wir haben uns auf den Innenausbau mit dem Baustoff Lehm spezialisiert. Mit meiner 20-jährigen Erfahrung aus meiner Selbstständigkeit und mittlerweile 10 Jahren im Lehmbau führe ich den Lehmbaufachbetrieb mit 4 weiteren Mitarbeitern nun seit ca. 2 Jahren.

Karl Preiser

Foto: Karl Preiser

2. Du und Lehm. War es Liebe auf den ersten Blick?

Tatsächlich kann man sagen es war Liebe auf den ersten Blick, als ich mich ganz naiv zur Fortbildung „Fachkraft für Lehmbau DVL®“ angemeldet hatte, um etwas besser zu lernen, wie man mit Lehm verputzt. Als ich dann den Baustoff Lehm in allen seinen Facetten kennenlernen durfte, war es um mich geschehen. Sehr viel Einfluss hatte auch die breite Produktpalette von Claytec und die sehr ansprechenden Produktbroschüren.

3. Wie kam es zu den Hashtags #LEHMbauprofi und #teamLEHM?

Da ich mich schon vor knapp 20 Jahren selbstständig gemacht hatte und eher als Allround-Handwerker mit meinen Fertigkeiten als gelernter Zimmerer gestartet bin, nannte ich meine Firma Bauprofi-Preiser. Nachdem ich mich dann aber mit dem Baustoff Lehm und meinem Titel als Fachkraft für Lehmbau DVL® mehr und mehr auch in meiner Sichtbarkeit auf Social-Media entwickelt hatte, wollte ich beim Switch in die LEHM360 noch ein wenig an meine Wurzeln erinnern und habe mich einfach selber zum #LEHMbauprofi ernannt. Der #teamLEHM entstand gerade zu Anfang, als ich mit meinen Beiträgen auf Social-Media einen Ankerpunkt setzen wollte, und auch anderen Lehmverliebten die Möglichkeit bieten wollte ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu ermöglichen. Als ich noch nicht so stark eingespannt war, hatte ich nämlich stetig beobachtet wer sich diesem Hashtag annimmt und dann die entsprechenden Beiträge in meiner Story geteilt. Mittlerweile sind es schon über 5 Tausend Beiträge geworden, was mich sehr freut. Es ist mittlerweile glaube ich schon so viral, dass wahrscheinlich wenige überhaupt wissen, wo dieses Hashtag eigentlich herkommt. Als ich damit anfing, gab es nur 25 davon auf ganz Instagram und die waren von einem Boxer, der wohl so mit dem Nachnamen heißt.

4. Nenne uns deine Top 3 Gründe fürs Bauen mit Lehm.

  1. Lehm bietet gerade in der Altbausanierung enorme bauphysikalische Vorteile betreffend eventueller Wärmebrücken und zusätzliche Vorteile bei der Verwendung mit einer integrierten Flächenheizung. Zweiteres gilt dann auch absolut vorteilhaft für den Neubau.
  2. Aufgrund der enormen Sorptionsfähigkeit, die der Wasserlöslichkeit des Lehms entspringt und keinerlei vorhanden Schadstoffen, erhält man sehr angenehme und wohngesunde Innenräume, die auch optisch sehr ansprechend gestaltet werden können.
  3. Schlussendlich kommt dann auch der vollkommen ökologische Aspekt des Baustoffs zum Tragen, da zur Herstellung kaum Energie benötigt wird und die Wiederverwendbarkeit unendlich erfolgen kann, wie man es sich beim Prinzip: „Cradle to Cradle“ gar nicht besser wünschen kann. 
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Foto: Karl Preiser

»Tatsächlich kann man sagen es war Liebe auf den ersten Blick.«

5. Der Einsatzbereich von Lehm scheint grenzenlos – gibt es etwas, was du unbedingt noch ausprobieren möchtest?

Tatsächlich tanze ich schon sehr lange um das Thema Stampflehmboden bzw. Lehmböden im Allgemeinen herum. Um hier einerseits Erfahrungen zu sammeln, andererseits aber auch die Wirtschaftlichkeit des Betriebs sicherzustellen, hat sich noch kein passendes Projekt ergeben. Tatsächlich stehen wir aber kurz davor, doch bald mal einen Lehmterrazzo zu erstellen.

Boden

Foto: Karl Preiser

6. Gibt es ein bestimmtes Lehm-Projekt, was dich besonders bewegt?

Das bewegendste und gleichzeitig anspruchsvollste Projekt liegt noch gar nicht so lange zurück. Einerseits waren die Dimension und technische Umsetzung absolut herausfordernd, andererseits entsprach die gewünschte radikale optische Umsetzung absolut meiner persönlichen Vorliebe. Auf gut 1300 m² Decken- und Wandflächen durften wir Lehmbauplatten zur Klimadecke installieren, die nicht nur zum Heizen, sondern auch im Sommer zur Kühlung dienen werden. Gleichzeitig wurden nahezu alle Oberflächen radikal mit meinem Lieblingslehmputz, dem Farbputz grob hell von Claytec, gestaltet.

7. Was ist dein bisheriges Highlight, an dem du mitwirken durftest?

Ein großes Highlight aus dem vorletzten Jahr war die Stampflehmbaustelle am neuen Logistik-Campus von Weleda® in Schwäbisch Gmünd. Lehm in einer solchen Dimension zu verarbeiten, genauer gesagt wurde ein Hochregallager mit 81 x 38 x 26 Metern aus tragenden Stampflehmwänden gebaut, war eine wirklich grandiose Erfahrung.

Stampflehmbaustelle

Foto: Karl Preiser

8. Welches Vorurteil über Lehm stimmt?

„Lehmputz reißt doch“, das ist ein Vorurteil, das man tatsächlich so stehen lassen kann. Jedoch bedeutet es nicht, dass ein Lehmputz immer und unter allen Voraussetzungen reißen muss. Zum einen gibt es Anwendungsfälle, bei denen wir sogar bewusst mit den Rissen in der Gestaltung spielen. In anderen Fällen lernt man, wie man Risse vermeidet, wenn man sich an die Verarbeitungsrichtlinien hält und verstehen lernt wie sich der Baustoff in welchem Moment verhält.

9. Was wünscht du dir für die Zukunft deiner Branche?

Ich wünsche mir eigentlich nur, dass es so weitergeht wie bisher. Unsere Branche wächst in einem gesunden Maß. Klar wäre es super, wenn der Baustoff Lehm zum Standardprodukt beim Hausbau wird, jedoch wäre ein zu schneller Umschwung wahrscheinlich doch auch recht schmerzhaft für die dadurch resultierenden Anfänger und nicht wirklich gut für das Image des wirklich genialen Baustoffs in der breiten Masse.

schoen

Foto: Karl Preiser

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